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Frauenherzen in Frauenhänden

Praxis Cardiopark Zürich Dr. med. Anja Fäh

Die koronare Herzkrankheit und der Herzinfarkt galten lange als typische Männerkrankheiten. Tatsächlich sind Frauen jedoch genauso stark betroffen, nur in vieler Hinsicht auf eine andere Art. Wie heute bekannt ist, manifestiert und entwickelt sich die Erkrankung der Herzkranzgefässe bei Frauen häufig anders. Auch die Diagnostik und die Therapie dieser Erkrankung weichen oft von dem klassischen Vorgehen bei Männern ab. Das gestiegene Bewusstsein für «den kleinen Unterschied» bei Herzkrankheiten ist auch darauf zurückzuführen, dass es immer mehr Herzmedizinerinnen gibt, so zum Beispiel in der HerzGefässMedizin Klinik im Park.

In der Schweiz sterben jährlich über 10’000 Frauen an Herz-Kreislauferkrankungen und ca. 1200 an Brustkrebs. Trotzdem gehen Frauen bewusster und regelmässiger zur Krebsvorsorge als zur Herz-Kreislaufuntersuchung.

Einen wesentlichen Anteil an den Herz-Kreislauferkrankungen hat die Erkrankung der Herzkranzgefässe, die koronare Herzkrankheit oder kurz KHK, die Durchblutungsstörungen am Herzen verursacht. In den letzten Jahren wurden umfassende Erkenntnisse zu den Besonderheiten dieser Erkrankung bei Frauen gewonnen. Beispielsweise hat man erkannt, dass Gefässeinengungen am Herzen und damit Herzinfarkte auch bei jüngeren Frauen auftreten können, da offenbar nicht alle Frauen bis zu den Wechseljahren hormonell davor geschützt sind. Zudem wurde eine unterschiedliche Verteilung und Bedeutung der Risikofaktoren gefunden. So erhöhen etwa Rauchen und Diabetes das Risiko für eine KHK bei Frauen stärker als bei Männern.

Beschwerdebild und Diagnostik der KHK bei Frauen

Von wesentlicher Bedeutung für Patientinnen und behandelnde Ärzte ist das heutige Wissen um die Unterschiede in der Symptomatik, der Diagnostik und der Therapie der KHK. Frauen haben häufig nicht das typische Engegefühl in der Brust mit Ausstrahlung in den linken Arm. Ihre Symptome sind eher unspezifisch wie bei einer Erkältung, oder die KHK präsentiert sich als allgemeines Unwohlsein oder als Druck und Brennen im Nacken, Hals und Kiefer, sehr häufig auch als Atemnot bei körperlicher oder psychischer Belastung.

Die Untersuchung des Herz-Kreislaufsystems umfasst neben Krankengeschichte und Labor das EKG, eventuell als Belastungs-EKG auf dem Fahrrad oder Laufband, und den Ultraschall des Herzens in Ruhe und unter medikamentöser Belastung als Stressechokardiographie. Bei Verdacht auf  Durchblutungsstörungen erfolgen weitere bildgebende Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomographie (MRI) des Herzens. Sind Durchblutungsstörungen vorhanden, werden sie durch eine Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie) «geortet»: Welche der drei Gefässsysteme des Herzens sind betroffen und wie stark? Zusätzlich zu den Verengungen der Herzkranzgefässe werden die Halsgefässe und die Beinarterien mit Ultraschall auf Veränderungen untersucht.

Bei vielen dieser Untersuchungsmethoden gibt es Besonderheiten bei Frauen: Häufiger als bei Männern sind sie falsch negativ, also trotz Durchblutungsstörungen unauffällig – wie gerade auf dem letzten amerikanischen Herzkongress (AHA 2020) vorgetragen, sogar für die Koronarangiographie, d.h. die Herzkatheteruntersuchung der Herzkranzgefässe mit Kontrastmittel. Die Kenntnis dieser Unterschiede ist wesentlich in der Behandlung von Frauen mit KHK, um die Diagnose nicht zu verfehlen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Therapie

Bypassen (bevorzugt mit Arterien) sein. Für jeden Einzelfall wird unter Abwägung der individuellen Befunde und Risiken die erfolgversprechendste Behandlung in einem Herz-Team zwischen Kardiologie und Herzchirurgie besprochen.

Wichtig ist, dass auch bei diesen Therapieoptionen geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen, die bei der Entscheidung für die jeweilige Behandlung berücksichtigt werden müssen. Dazu gehört beispielsweise der Umstand, dass Frauen kleinere Herzkranzgefässe haben, die zudem oft an anderen Stellen oder auf andere Weise verändert sind. Zudem können die Leitlinien zur Behandlung der KHK möglicherweise nicht 1:1 auf Frauen übertragen werden, da sie auf wissenschaftlichen Studien beruhen, in die zumeist weit mehr Männer als Frauen eingeschlossen wurden.

Ärztinnen sind sich all dieser besonderen geschlechtsspezifischen Aspekte der KHK besonders bewusst, da sie selbst Frauen sind. Eine neuere Studie zu diesem Thema hat angedeutet, dass Herzpatientinnen besser versorgt sind, wenn sie von Ärztinnen behandelt wurden.1 Frauen sind auch als Ärztinnen anders als Ärzte: Im Durchschnitt haben sie beispielsweise mehr sogenannte «Soft Skills». So konnten Studien zeigen, dass Ärztinnen häufig mehr Fragen stellen und mehr Informationen geben als Ärzte. Belegt ist auch, dass sich Patientinnen Ärztinnen gegenüber oft mehr öffnen als Ärzten gegenüber. Es liegt auf der Hand, dass dies gerade bei komplexen Beschwerdebildern wie bei einer KHK von Vorteil ist.

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